Ein wunderbarer Trip ging vor Kurzem zu Ende (es ist zwar nun doch schon ein ganzer Monat verstrichen, die Zeit vergeht wirklich sehr schnell). Während fünf Tagen war ich in Lappland, im Norden von Schweden unterwegs. Es war zwar ziemlich kalt (ca. -5 bis -10°C tagsüber), aber die Lappländer sind sich um diese Jahreszeit eigentlich noch kältere Temperaturen gewohnt. Aber gehen wir doch zurück zum Beginn der Reise.
Mittwoch, 6. März 2013
10:40 Uhr – Pünktlich zur abgemachten Zeit treffen alle Reisenden – ca. 50 Austausch-Studierende beim Treffpunkt an der Uni ein. Der Car folgt unserem Vorbild und wir können die ca. 20-stündige Reise in den hohen Norden in Angriff nehmen. Da wir WLAN und Stromanschlüsse haben, stellt sich die anfänglich als Tortur erwartete Fahrt als relativ angenehm heraus. Diverse Stops bei McDonalds, Max (die schwedische Konkurrenz dazu, sehr empfehlenswert) und Tankstellen stillen nicht nur den Hunger und Durst, sondern regen auch die Durchblutung der Extremitäten wieder an.
Donnerstag, 7. März 2013
08:30 Uhr – Endlich sind wir an unserem Ziel angekommen. Wir können unser Gepäck in der Unterkunft deponieren und uns eine ausführliche Dusche genehmigen. Viel Zeit bleibt uns jedoch nicht, da die Hälfte der Gruppe (inkl. mich) um 10:00 Uhr für etwas mehr als 24 Stunden in die Wildnis aufbricht.
10:00 Uhr – Unser Tourguide erscheint pünktlich und wir werden mit einem Minivan und Taxis abgeholt. Natürlich sind wir alle viel zu warm angezogen, denn die berüchtigt kalten Tage (und Nächte) im Norden haben uns allen ein wenig Angst gemacht. Die Heizung im Auto funktioniert aber auch hier genau so gut wie sonst überall, was zum Beispiel Thermounterwäsche momentan etwas überflüssig macht.
Nach einer halben Stunde Fahrt durch die schöne Landschaft auf teilweise schneebedeckten Strassen haben wir unser erstes Ziel – eine Art Zwischenlager – erreicht. Hier sind die Schneemobile und Hundeschlitten deponiert. Nachdem wir die Hunde aus ihren Boxen gelassen haben, damit sie unverzüglich ihr „Geschäft“ erledigen können, gibt’s für uns Hot Dogs zur Stärkung. „Korv“ werden hier übrigens die Wienerli genannt, hat uns unser Guide beigebracht.
Wir stehen lange herum und warten eine Weile bis wir endlich losfahren können. Die Hütten, in welchen wir übernachten werden, sind etwa eine Hundeschlittenstunde vom Zwischenlager entfernt. Auf dem Weg dorthin wechseln wir uns jeweils ab mit dem Führen der Schlittenhunde und der Schneemobile. Beides macht eine Menge Spass, obwohl wir die circa 300 kg schweren Flitzer sicher dreimal im Tiefschnee versenken – einige scheinen die Anweisung „stay on the tracks“ nicht ganz begriffen zu haben. Die Hunde hingegen haben ziemlich mit dem Wetter zu kämpfen, da es laut unserem Guide mit -5°C für sie viel zu warm sei. Sie würden mit -25°C zufriedener sein. Da sind wir Menschen ein wenig anderer Meinung.
ca. 15:00 Uhr – Gegen den frühen Nachmittag kommen wir im gemütlichen „Dörfchen“ an. Die Hütten sind bereits eingeheizt, aber als erstes wird natürlich Feuerholz für die Nacht bereitgemacht. Zwar müssen wir keine Bäume fällen, aber das Zerkleinern der Holzscheite in handliche Grössen wird uns überlassen. Weil wir später die Sauna geniessen möchten, brauchen wir ziemlich viel zusätzliches Feuerholz. Der Rest der Gruppe geht an den nahegelegenen Torne-Fluss, um Trinkwasser zu holen. Nach diesen anstrengenden Tätigkeiten haben wir uns einen Lunch verdient. Es gibt eine köstliche Rentiersuppe mit einer Art Brot als Beilage.
Gestärkt erkunden wir danach die nähere Umgebung mit einer kleinen Gruppe. Der Rundgang führt uns durch ein kurzes Waldstück und dann zurück an den Fluss. Unterwegs sehen wir immer wieder ein Rentier, welches uns den Weg zu weisen scheint. Leider ist es ein wenig zu weit von uns entfernt und ich habe natürlich mein Teleobjektiv gerade nicht dabei, um es richtig fotografieren zu können. Aber wir wissen ja, wie es etwa aussieht.
ca. 19:00 Uhr – Zum Abendessen gibt es Teigwaren mit einer Rentiersauce. Die Lappländer scheinen Wild zu mögen. Der Koch erklärt uns jedoch, dass all die Rentiere hier gar nicht wild seien. Das letzte wilde Ren sei bereits vor mehreren Jahrzehnten getötet worden. Die Tiere, die man nun in der „Wildnis“ sehen kann, würden alle jemandem gehören. Die meisten seien im Besitz der Ureinwohner Lapplands, der Samen. Sie können sich aber frei im Land bewegen. Falls aber jemand auf die Idee kommen sollte, auf die Jagd zu gehen, kann es sehr grosse Probleme geben.
Danach spielen wir einige Gesellschaftsspiele in der warmen Hütte. Währenddessen warnt uns ein Tourguide davor, dass viele Leute vor uns schon diesen Fehler gemacht und deswegen die Nordlichter verpasst hätten. Eingeschüchtert gehen wir dann alle nach draussen und beobachten den Sternenhimmel. Leider werden wir aber enttäuscht und das lange Warten zahlt sich nicht aus. Aber die Nacht ist ja noch lange nicht zu Ende. Wir entscheiden uns also dazu, zunächst die Sauna auszuprobieren und dann nochmals unser Glück herauszufordern.
Die Sauna war ein super Erlebnis. Die gelegentliche Abkühlung im Tiefschnee macht die Hitze erst erträglich. Ich fühle mich wie neugeboren danach. Während wir also gemütlich schwitzen hören wir plötzlich aufgeregte Stimmen von draussen. Wir gehen halbnackt in die Kälte, denn wir vermuten, dass die anderen Nordlichter gesehen haben. Und tatsächlich, es scheint sich etwas am Himmel zu bewegen. Es ist zwar relativ schwach, aber in der Dunkelheit relativ gut zu erkennen. Rückblickend haben wir die Nordlichter auf unserem Trip nie mehr so stark gesehen, aber das wussten wir da noch nicht. Wir gingen zurück in unsere Hütte, um uns anzuziehen und die Kameras auszupacken. Leider war es da aber schon zu spät, um Fotos der Nordlichter zu schiessen, wir werden sie an diesem Abend nicht mehr sehen. Etwas enttäuscht, aber trotzdem froh, dass wir sie überhaupt gesehen haben, gehen wir dann irgendwann nach Mitternacht ins Bett, denn der Himmel ist nun ganz bedeckt. Einige Verrückte haben Wache geschoben und uns aber am nächsten Morgen erzählt, dass das Wetter nicht besser wurde. Wir haben also nichts Wichtiges verpasst.
Hier nun die Fotos dieser zwei Tage. Die Fortsetzung findet ihr hier: Trip nach Kiruna – Part two